Kurz vor Beginn des Konzertes strömten noch immer Besucher in die schon gut gefüllte Kirche. Eiligst wurden weitere Stuhlreihen aufgestellt. Offenbar hat sich herumgesprochen: wenn die Mainzer Musici unter der Leitung von Professor Bergmann auf dem Programm stehen, wird nicht nur Klassik, da wird Klasse geboten. Höchsten Kunstgenuss versprach Vera, unsere seit kurzem amtierende Präsidentin, in ihrer Begrüßungsrede. Sie sollte – natürlich- recht behalten.„Eine kleine Nachtmusik“ stimmte das Publikum auf die Klänge des Barocks ein. Dann führte das Orchester durch den Jahreslauf mit Vivaldis wohl bekanntestem Meisterwerk. Mit jedem Übergang in die nächste der vorgestellten „Vier Jahreszeiten“ wechselte auch der Interpret des Soloparts. Reizvoll nicht nur das Hineinhorchen in die verschiedenen Stimmungen der Natur und der Menschen sondern auch zu verfolgen, wie unterschiedlich in der Körpersprache die jungen Solokünstler ihr Spiel darboten. Friederike Kampick übernahm die erste Violine beim Erwachen des Frühlings, der den Geist mit Vogelstimmen und murmelnden Bächen weckte. Unter der Führung von Gufeng Wu malte das Orchester ein Tonbild des Sommers, beschrieb sirrende Hitze und schickte Vorboten eines Gewitters, das sich schließlich krachend entlud. Dann übernahm Marta Kovalova: die Musiker ließen den Herbst einziehen, ruhige Stimmung, langsamer Blätterfall, aber auch fröhliche Feste und Jagdgetöse. Schließlich kündigte eisiger Wind den Winter an. Gespannt folgten die Zuhörer dem Bogen von Stefan Besan, der die Gegensätze von Spannung und Ruhe in dieser Jahreszeit furios umsetzte. Nach jedem Konzertteil dankte das Publikum mit anhaltendem Applaus und Bravorufen dem Orchester und seinen herausragenden Solokünstlern.
Niemand versteht diese verfluchte 5. Sinfonie, klagte Gustav Mahler nach den ersten Aufführungen seines schwermütig klingenden Werkes. Das „Adagietto“ daraus erlangte späten Ruhm, als Visconti damit das Schicksal seines tragischen Dichters Aschenbach im Film „Tod in Venedig“ untermalte. Auf die düsteren Tonfolgen Mahlers ließen das Orchester und die Solisten Stefan Besan und Ashley L. Bartel muntere Tänze folgen. Mit „Navarra“ von de Sarasate beschlossen die Mainzer Musici ein Konzert, das erneut ihr perfektes, fein abgestimmtes Zusammenspiel und die Meisterschaft der Solokünstler bewies. Mit stehenden Ovationen würdigten die Zuhörer diese Leistung.
Der Erlös aus dem Konzert geht wie jedes Jahr an den Förderkreis der Musikhochschule Mainz und kommt jungen Musikern in der Ausbildung zu Gute.
Text: Dr. Anke Esperester